Home › Foren › #trusttheprocess #Processyourtheology › Intro Session – Was, wenn das mit der Dekonstruktion nie aufhört
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twcimtyhno.
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Julia Okoro
GastIn der Diskussion nach der Introsession hat jemand gefragt, ob Gott auch eine Verantwortung trägt. Diese Frage hat in mir nachgehallt, ich dachte darüber nach, wie es kam, dass ich von meiner Verantwortung erfuhr. Als Kind lernte ich, dass Gott mich erschaffen hat, weil er es wollte. Weil er mich liebte. Mein ganzes Sein war ein Geschenk. Später wurde mir gesagt, dass er mir für mein Leben eine Gebrauchsanweisung gegeben habe: Die Bibel. Hier würden die Antworten auf alle Fragen drinstehen, die Leitlinien, die Grenzen, die Versprechen. Klingt gut – hat sich aber nicht bewahrheitet. Ich wollte ein gutes Leben führen, ehrlich! Aber ich habe entweder die falschen Fragen gestellt, oder nicht an der richtigen Stelle nachgelesen, wie das gehen soll…
Ich frage mich, welche Verantwortung Gott trägt und was das bedeuten mag. Wenn ich einem Kind ein Auto schenke, wer ist dann verantwortlich, wenn ein Schaden entsteht? Ich? Das Kind? Das Auto? Die Gebrauchsanweisung, die kein klares Inhaltsverzeichnis hat und widersprüchliche Angaben zum Gebrauch des Wagens macht?
Ist es vermessen nach Gottes Verantwortung zu fragen? Sollte ich nicht einfach dankbar sein für das, was mir geschenkt wurde? Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, oder? Und doch, ich trage die Verantwortung für dieses Geschenk, das spüre ich immer wieder. Ich trage die Konsequenzen für mein Handeln, und für das Handeln von anderen Menschen – genauso, wie andere Menschen die Konsequenzen für mein Handeln tragen müssen, denn wir sind miteinander verwoben, wie die Fäden in einem Teppich. Mein Leben steht nicht für sich allein, ich kann Menschen beschenken, verletzen, ermutigen, enttäuschen, zum Lachen und zum Weinen bringen. Ist das für Gott nicht gewissermassen auch so?
Ich kenne das Versagen, mein eigenes und das von anderen Menschen. Ich bin mir bewusst, dass ich meine Verantwortung in einigen Punkten vorbildlich, in anderen jämmerlich oder gar nicht wahrnehme. Ich habe keine Ahnung, wie es gehen sollte, auch nur die Hälfte richtig zu machen. Irgendjemand kommt immer zu kurz, mein Mitmensch, die Umwelt, ich selbst… ich kriege es nicht auf die Kette. Die Bibel hat mir nicht als Gebrauchsanweisung geholfen, sie hat auch nicht die Antworten auf alle meine Fragen. Manchmal ermutigt sie mich, manchmal verwirrt sie mich, manchmal fühle ich mich beim Lesen schuldig, ertappt, verurteilt, manchmal bestärkt, befähigt, befreit, und manchmal frage ich mich: wtf willst du mir sagen?
Gott nehme ich wahr, irgendwie, ungreifbar und doch spürbar, ich kann es nicht erklären. Ich bin sicher, dass er mich liebt, ohne zu wissen warum. Aber das ist so mit der Liebe, in der Liebe gibt es kein Warum. Und ich merke, wie Gott mir vergibt und mir hilft zu vergeben. Mir selbst und anderen Menschen. In meinem Leben ist es das, was mich frei macht. Es geht dabei nicht um dieses ‘ich bin ein Sünder‘ Ding. Es geht darum, dass ich nichts zurücknehmen oder ungeschehen machen kann. Dass es mir weh tut, was andere gesagt oder getan haben und was meine Worte und Taten angerichtet haben. An diesem Punkt kann nur Gott mich aufrichten. Mit seiner Liebe. Und dort spüre ich ihn auch. Wie er mir sagt: “Komm, wir gehen weiter.“
Vielleicht nimmt er seine Verantwortung so wahr. In dem, dass er da ist, mitgeht, mitleidet, mitlacht…
Wie erlebt ihr das?twcimtyhno
GastMuchas gracias. ?Como puedo iniciar sesion?
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