Ungläubig glauben – Teil 2
Woher kommt der Glaube?
Und woher kommt der Unglaube?
Ist es so, dass es dafür eine Veranlagung gibt?
Manche Menschen sind musikalisch.
Andere sind unmusikalisch.
Ist es so auch mit dem Glauben?
Sind manche gläubig und andere nicht?
Oder kommt der Glaube aus dem Tun?
Beispielsweise durch das Beten?
Man soll ja bei Glaubenden Gehirnaktivitäten messen können, während sie beten. Dieselben Gehirnregionen sollen dabei aktiv sein, die auch bei einem Gespräch mit einer geliebten Person aktiv sind. So fühlt es sich für Glaubende wohl an.
Das war bei mir auch mal so. Aber jetzt ist das Beten für mich eine sehr merkwürdige Vorstellung. Es erinnert mich an dieses Phänomen, wenn Kinder einen imaginären Freund haben, mit dem sie reden. Das ist nicht mehr mein Ding.
Ist die Sache mit dem Glauben dann durch für mich? Mir fällt es ja schwer, zu dem Ja zu sagen, was Christinnen und Christen so glauben. Beispielsweise das Glaubensbekenntnis. Vor einiger Zeit war ich in einem Gottesdienst (ich gehe da erstaunlich oft hin). Irgendwann hat die Gemeinde das Glaubensbekenntnis gesprochen. Jedes mal, wenn das der Fall ist, zähle ich für mich mit, wie viele Sätze ich mit gutem Gewissen mitsprechen kann. In der Regel komme ich auf knapp zwei. Manchmal drei. Reicht das denn, um sich Christ oder Gläubig nennen zu können?
Der Pastor meinte: Ja.
In dem Gottesdienst erklärte er, dass es völlig unerheblich sei, ob man alles aus dem Glaubensbekenntnis so vertreten könne. Die Gemeinde würde für den Einzelnen mitglauben.
Auf eine Weise ist das ein wunderschöner Gedanke. Denn Glaube scheint dann doch etwas anderes zu sein, als ich das häufig empfunden hatte. Irgendwie hatte ich immer den Anspruch, dass es da in mir eine Information geben müsse, gewisse Glaubensinhalte, die ich völlig für wahr halten müsste. Als müsste eine geistliche Wahrheit wie auf einer Chipkarte in meinem Innersten gespeichert sein. Damit ich später an der Himmelspforte nur noch gescannt werden muss, dann würde die richtige Info gefunden und ich bin drinnen. Ein Himmelsticket.
Aber was der Pastor über Glauben sagte, war etwas völlig anderes.
Ich musste nicht selber glauben. Nichts tun. Produzieren.
Hingehen. Auftauchen. Dabeisein. Das war alles, was es an diesem Tag brauchte, um zu glauben.
Manchmal geht auch das nicht.
Aber scheinbar tut selbst das dem Glauben keinen Abbruch.