Wir müssen erinnern #weremember
Im Internet ist mir ein wichtiger Text begegnet, der sehr deutlich macht, was der Unterschied zwischen dem von rechtsextremen Behaupteten Schuldkult und Erinnern ist:
„Nein, Dirk, du bist nicht Schuld am Holocaust.
Nein, Tina, du musst nicht für etwas büßen, was geschehen ist, bevor du das Licht der Welt erblickt hast.
Nein, Thorben, es ist nicht irgendwann gut.
Nein, Mandy, es handelt sich nicht um eine der größten Lügen der Geschichte.
Nein, Thomas, niemand hält dir vor, dass du damals dabei gewesen wärst.
Nein, Silke, dieser Gedenktag ist nicht übertrieben.
Heute ist der 27.01.2020.
Der Jahrestag des Internationalen Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Holocausts.
Selbstverständlich wird sich erinnert und dieser Tage ist dieses Erinnern notwendiger denn je.
In jeder großen und kleinen Kommentarspalte finden sich die Klassiker der Abscheu.
Es gehe um Schuldkult, darum dass man selbst nie dabei gewesen sei und diese Erinnerungskultur nicht ertrage.
Darum, dass die “Anderen” ja auch Antisemiten seien und irgendwann ja auch mal gut ist.
Darum, dass man nicht verantwortlich gemacht werden könne.
Ich stelle keine Fragen mehr.
Ich tausche mich aus und erfahre von Bekannten, Freunden und Schreibern, die sich gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und diesen flächendeckenden Hass positionieren, dass ihnen mit Gewalt und dem Tod gedroht wird.
Ich beobachte, wie sich in Ignoranz und Desinteresse gewälzt und sich gegenseitig applaudiert wird und ich fürchte mich.
Niemand streift euch die Schuld an der Vergangenheit über.
Niemand zieht euch für das Unrecht, das Millionen Menschen widerfahren ist, zur Verantwortung.
Niemand behauptet, dass ihr damals dabei gewesen wärt und es hättet verhindern können.
Aber ja, ihr seid dafür verantwortlich, dass diese Spirale aus Hass, Gewalt und Tod sich nicht wieder und weiter drehen kann.
Ihr seid in der Verantwortung, dass Unrecht sich nicht wiederholt.
Ihr seid dafür zuständig, dass keine neuen Feindbilder entstehen und diesen dann fröhlich und frei der Tod gewünscht wird.
Ihr seid dafür zuständig, weder zu relativieren noch zu belächeln oder die Verantwortung für das, was aktuell geschieht, von sich zu weisen.
Das hat nichts mit Schuld zu tun, sondern schlicht mit gesundem Menschenverstand, Weitsicht und ein wenig Demut.“
(Quelle: Kopfkultur)